Quellenstze.
81
Ihr getrost entgegengehen um der Ehre willen, weil ehrlos der Preuße und der Deutsche nicht zu leben vermag. Allein wir drfen mit Zuversicht vertrauen: Gott und unser fester Wille werden unserer gerechten Sache den Sieg verleihen, mit ihm einen sichern, glorreichen Frieden und die Wiederkehr einer glcklichen Zeit.
Breslau, den 17. Mrz 1818. Friedrich Wilhelm.
4) Aus dem Aufruf der kniglichen Prinzessinnen an die Frauen im preuischen Staate": Das Vaterland ist in Gefahr! So sprach der König zu seinen treuen, ihn liebenden Untertanen, und alles eilt herbei, um es dieser Gefahr zu entreien .... Auch wir Frauen mssen mitwirken, die Siege befrdern helfen, auch wir mssen uns mit den Mnnern und Jnglingen vereinen zur Rettung des Vaterlandes. Gern stellen wir uns, die wir dem Vaterlande angehren, an die Spitze dieses Vereins. Wir hegen das feste Vertrauen, es wollen die edelmtigen Frauen und Tchter jedes Standes mit uns dazu beitragen, da Hilfe geleistet werde den Mnnern und Jnglingen, die fr das Vaterland kmpfen, damit es wieder in der Reihe der geachteten Staaten dastehe und der Friede seine Segnungen ausstrmen knne.
Nicht blo bares Geld wird unser Verein als Opfer dargebracht annehmen, sondern jede entbehrliche wertvolle Kleinigkeit das Symbol der Treue, den Trauring, die glnzende Verzierung des Ohres, den kostbaren Schmuck des Halses. Gern werden monatliche Beitrge, Materialien, Leinwand, gesponnene Wolle und Garn angenommen, und selbst unentgeltliche Verarbeitung dieser rohen Stoffe als Opfer angesehen werden. Solche Gaben, Geschenke und Leistungen geben fortan das Recht, sich Teilgenossen des Frauenvereins zum Wohle des Vaterlandes zu nennen.*)
5) Aus einem in Zeitungen verffentlichten Verzeichnis von Gaben.
Zehn Taler, von einer armen Frau zu einem Kleide erspart, mit der Be-
merkung: Die Jger brauchen es notwendiger als ich."
Dem Vaterlande!" Drei silberne Elffel.
Von einem Geschwisterpaar eine goldene Halskette und eine Reiherfeder.
Ein Paar goldene Ohrringe, ein Ring, Teesieb und Strickscheiden mit fol-genden Zeilen: Alles, alles, was ich habe,
Ist diese ganz kleine Gabe,
Wr' die Zeit jetzt nicht so schwer,
Gerne, gerne gb' ich mehr."
Der Schuhmacher V.: drei Paar neue Stiefel und zehn Taler.
Von drei Dienstmdchen: ein silberner Becher, eine dergleichen Nadelbchse, sieben Medaillen und fnfundzwanzig Taler.
Von der Witwe A.: einundachtzig Stck Tornister.
Zur Verwandlung in Eisen: ein silbernes Degengef, einem franzsischen Offizier in der Schanze vor Kolberg 1807 abgenommen.
Ein Zopf eigener Haare: Der Friseur M. hat fr dieses Haar zehn Taler geboten: es macht mich glcklich, dem Vaterlande dieses kleine Opfer bringen zu knnen. **)
6) Eine englische Zeitschrift, The Quarterly Eeview, schrieb 1819: Wir haben nicht Lust, uns zu den Anhngern jenes berspannten Planes zu bekennen, der jetzt aufgetaucht ist, und knnen nur lachen der eine so abgeschmackte, unausfhrbare Idee, wie die ist, eine Strae von Eisen herstellen zu wollen, auf der Wagen durch Dampf befrdert werden und noch dazu doppelt so schnell, als Schnellposten laufen knnen."
7) der die Erffnung berichtete eine Berliner Zeitung: Die Erffnung der Berlinpotsdamer Eisenbahn auf der Strecke von Potsdam nach Zehlendorf hat
*) Prof. A. Richter, Quellenbuch. **) Nach Hoffmeyer und Hering, Quellenbuch.
Christensen, Lehrbuch. Iv. Neubtg. 6
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Christensen
82
Quellenstze.
heute unter den gnstigsten Verhltnissen stattgefunden. In gewisser Beziehung ist dieses Ereignis, da es den Anfangspunkt der Bentzung der Eisenbahnen im Preuischen Staate bildet, fr diesen eines der wichtigsten des Jahrhunderts. Ein schneidendes Pfeifen gab das Signal zur Abfahrt. Sie begann in langsamem Tempo, wuchs aber mit jeder Sekunde, bis sie jene rapide Schnelligkeit erreicht hatte, wodurch die Eisenbahnen ihren so glnzenden Sieg der alle sonstigen Mittel des Fortkommens erfochten. Einige Reiter versuchten eine Zeit lang den Wagenzug zu begleiten; doch schon nach wenigen Minuten konnten die erschpften Pferde nicht mehr in gleicher Schnelligkeit folgen."
8) König Friedrich Wilhelm der Vierte ruht in Gott. Er ist erlst von den schweren Leiden, die er mit frommer Ergebung trug . . . Dem Könige, der so Groes zu begrnden wute, dessen unvergeliches Wort: Ich und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen! auch Meine Seele erfllt, gebhrt ein hervorragender Platz in der glorreichen Reihe der Monarchen, welchen Preußen seine Gre verdankt, welche es zum Trger des deutschen Geistes machten... Es ist Preuens Bestimmung nicht, dem Genu der erworbenen Gter zu leben. In der Anspannung seiner geistigen und sittlichen Krfte, in dem Ernst und der Aufrichtigkeit seiner religisen Gesinnung, in der Vereinigung von Gehorsam und Freiheit, in der Strkung seiner Wehrkraft liegen die Bedingungen seiner Macht; nur so vermag es seinen Rang unter den Staaten Europas zu behaupten . . . Meine Pflichten fr Preußen fallen mit Meinen Pflichten fr Deutschland zusammen. Als deutschem Fürsten liegt Mir ob, Preußen in derjenigen Stellung zu krftigen, welche es vermge seiner rhm-vollen Geschichte, seiner entwickelten Heeresorganisation unter den deutschen Staaten zum Heile aller einnehmen mu." (Wilhelm I., An Mein Volk.)
9) Whrend eines ganz unglaublich langweiligen Vortrages eines hochge-schtzten Kollegen" schrieb er an seine Schwester: Ich habe nie gezweifelt, da sie alle mit Wasser kochen, aber eine so nchterne, einfltige Wassersuppe, auf der auch nicht ein einziges Fettauge zu spren ist, berrascht mich. Schickt den Schulzen $ oder Herrn von 2) aus dem Chausseehause her; wenn sie gewaschen und gekmmt sind, so will ich in der Diplomatie Staat mit ihnen machen."
10) Das Vertrauen ist allgemein. . . Jeder so todesmutig, ruhig, folgsam, gesittet, mit leerem Magen, nassen Kleidern, nassem Lager, wenig Schlaf, abfallenden Stieselsohlen, freundlich gegen alle, kein Plndern und Sengen, bezahlen, was sie knnen, und essen verschimmeltes Brot. Es mu doch ein tiefer Grund von Gottes-furcht im gemeinen Mann bei uns sitzen, sonst knnte das alles nicht sein.
(Aus einem Briefe Bismarcks an seine Gemahlin.)
11) Telegramm des Knigs an seine Gemahlin: Welches Glck, dieser neue groe Sieg durch Fritz! Preise nur Gott fr seine Gnade! Gewann einige 30 Geschtze, 2 Adler, 6 Mitrailleusen, 4000 Gefangene.
Mac Mahon war verstrkt aus der Hauptarmee. Es soll Viktoria geschossen werden. Wilhelm."
12) Napoleon ort Wilhelm:
Monsieur mon frere!
N'ayant pas pu mourir au milieu de mes troupes, il ne me reste qu' remettre mon epee aux mains de Votre Majeste.
Je suis de Votre Majeste le von frere
Sedan, le ler septembre 1870. Napoleon.
13) Anfang und Schlu der Proklamation: An das beutsche Volk."
Wir Wilhelm,
von Gottes Gnaden König von Preußen,
nachdem die deutschen Fürsten und freien Städte bat einmtigen Ruf an Uns gerichtet haben, mit Herstellung des Deutschen Reiches die seit mehr denn 60 Jahren
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Extrahierte Ortsnamen: Europas Deutschland Mahon Viktoria Sedan
Stdtewesen.
1
1. Das innere Weiturmtor zu Straburg im Elsa, von auen gesehen. Das teilweise noch aus dem 16. Jahrhundert stammende Stadttor zeigt einen hohen gotischen Durchfahrts-bogen, darber eine Schiescharte, die ein fr den Wchter bestimmter Erker berragt. Das Tor war durch Mauern und jetzt als Spazierwege dienende Gnge mit anderen, weiter auerhalb gelegenen Toren verbunden. Bis in das 19. Jahrhundert wurden die Tore jeden Abend geschlossen und morgens bei Tagesanbruch wieder geffnet. Beide Zeitpunkte wurden durch das Luten der Hauptkirchenglocken bekannt gemacht. An jedem Tor befanden sich ein Wchter und meist auch einige Sldner, die auf unntzes Gesindel und Zigeuner zu achten hatten. Alle fremden Personen wurden angehalten und nach Namen, Zweck und Ziel ihrer Reise befragt. Waren prfte man genau wegen etwa darauf lastender Abgaben. Der Stadtzoll auf Fleisch, Wein, Bier und andere Waren hat sich in manchen Orten bis auf unsere Tage erhalten.
Geschichtsanhang Iv.
1
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162 Iv. Die geistigen Grundlagen der deutschen Kultur.
der landsmannschaftlichen Gefühle, an dem kräftigen Staatsleben
unserer Einzelländer, an der starken künstlerischen Betonung
der Heimatgefühle in unserer Dichtung (Heimatkunst!), Malerei,
Baukunst, im Kunsthandwerk und in der tatkräftigen Förderung
der Heimat- und Naturdenkmalpflege. Allüberall ist der
Hauch des Heimatlichen stärker geworden als je zuvor.
In dem Gefühl der Zugehörigkeit zu einem Volksstamme
liegt die Vaterlandsliebe begründet. In der Heimatpflege
findet die Vaterlandsliebe eine schöne Vetätigungsform. Die
Heimatpflege ist die Fürsorge für alles, was unsere engere
oder weitere Heimat, das Vaterland, an Schönem, Eigenartigem
und Ehrwürdigem besitzt, mag es sich dabei um Menschenwerk
oder um Gottes Schöpfung handeln. Damit wird die Heimat-
pflege ein wesentlicher Bestandteil unserer National-Erziehung.
Schon in der Schule, sei es Volks- oder höhere Schule, nehmen
heute volkskundliche Belehrungen einen größern Raum ein. Sie
verfolgen den hohen Zweck, das Heimatgefühl, das vaterländische
Fühlen zu wecken und zu entwickeln, die Bedeutung der Heimat
als Kulturstätte verstehen zu lernen und Achtung und Ehrfurcht
vor geschichtlichen Einrichtungen und überkommenen Sitten ein-
zuflößen; „was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um
es zu besitzen!" (Goethe). Nicht allein wird dadurch die Vaterlands-
liebe gepflegt und gestärkt, sondern auch zur Dankbarkeit gegen
Gott und Vaterland erzogen.
Die Heimatpflege betätigt sich darin, die bürgerliche und
bäuerliche Bauart, die Trachten und Altertümer zu erhalten und
Sitte und Gebräuche, schöne Märchen, Sagen und Lieder zu
bewahren. Sind auch die Aufgaben der Heimatpflege sehr mannig-
faltig, so dienen sie doch alle der ungeschädigten Erhaltung
deutschen Volkstums. Jeder Einzelne von uns muß in der
Heimatpflege mitwirken. Jeder Einzelne kann da zum Forscher
werden; nur muß er ordentlich sehen, hören und fragen können.
Das beste Mittel, Natur und Heimat kennen zu lernen, ist die
Wanderung. Ihr Ziel soll nicht sein, in kürzester Zeit möglichst
große Strecken zu durchmessen, sondern sich in die Umgebung
einzufühlen und einzuleben. Was alles weiß nicht ein alter
Steinkrug, eine alte Wanduhr, ein alter Schrank, ein altes
Haus, eine Dorfanlage, ein Ortsname, eine Mundart und der
Boden von seiner Einwirkung auf Leib und Seele, Sitten und
Gewohnheiten der Heimat zu erzählen. Um diese Sprache zu
verstehen, muß man nur das Bestreben haben, an allem etwas
Gutes, Schönes und Eigenartiges zu suchen, und man wird
finden, daß es soviel Beachtens- und Bemerkenswertes gibt,
woran man früher unachtsam vorübergegangen ist. So wird
das Beobachten, Erkunden und Forschen im kleinsten Kreis zur
Freude und Erholung von den Strapazen des Alltaglebens.
Kaum wie ein ander Volk hat sich das deutsche über den
Werktag hinaus die Seele offen für die taufenden Schönheiten
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Quellenstze.
42) Aus Briefen der Elisabeth Charlotte:*) Ich halte es fr ein groß Lob, wenn man sagt, da ich ein deutsch Herz habe und mein Vaterland liebe. Knnte ich mit Ehren nach Deutschland, wrdet ihr mich bald sehen. Deutschland war mir lieber, und ich fand es nach meinem Sinn viel angenehmer, wie es weniger Pracht und mehr Aufrichtigkeit hat .... Ich hre als recht gern, wie es in Deutschland zugeht, bin wie die alten Kutscher oder Fuhrleute, die noch gern die Peitsch klacken hren, wenn sie nicht mehr fahren knnen .... Es ist nun 34 Jahr, da ich in Frankreich bin, und habe mich noch nicht an das Esfen hier im Lande gewhnen knnen, esse mein Leben kein Ragout, kann weder Tee, Kaffee noch Schokolade vertragen, kann nicht begreifen, wie man es gern trinkt .... Wie gern wollte ich den Pfannkuchen von Eurer Kammermagd essen! Das sollte mir besser schinecken als alles, was meine Kche machen .... Ich esse das ganze Jahr zu Mittag mutterallein, eile mich soviel mglich, denn es ist verdrielich, allein zu essen und zwanzig Kerls um sich zu haben, so einem ins Maul sehen und alle Bissen zhlen; esse deshalb in weniger als einer halben Stunde; nachts esse ich mit dem König, da sind wir fnf oder sechs an Tafel, jedes it vor sich weg wie in einem Kloster, ohne ein Wort zu sagen, als ein paar Worte heimlich an seinen Nachbar."
43) Es scheint jetzt, da bei uns der Mischmasch abscheulich berhand-genommen, also da der Prediger auf der Kanzel, der Sachwalter auf der Kanzlei, der Brgersmann im Schreiben und Reden mit erbrmlichem Franzsisch sein Deutsch verdirbt. Mithin es fast das Ansehen gewinnen will, wenn man so fort-fhrt und nichts dagegen tut, es werde das Deutsche in Deutschland selbst nicht weniger verloren gehen, als das Angelschsische in England. Gleichwohl wre es ewig schade und Schande, wenn unsere Haupt- und Heldensprache dergestalt durch unsere Fahrlssigkeit zu Grunde gehen sollte, was fast nichts Gutes ahnen liee, weil die Annehmung einer fremden Sprache gemeiniglich den Verlust der Freiheit ilnd ein fremdes Joch mit sich fhrt." (Seibntz.) **)
*) Nach W. Mller, Historische Frauen, S. 217 ff.
**) 43. 54 nach A. Richter, Qnellenbnch.
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73. Zustnde in Deutschland nach dem Dreiigjhrigen Kriege.
nationale Fragen. Dazu kam eine lcherliche Rang- und Xitelfucht und eine frher nicht gekannte Kriecherei auf.
2. Gesellschaftliches Leben. Der Vergleich der zerrtteten heimischen Zustnde mit denen der Nachbarlnder, besonders Frankreichs, fhrte zur Nachahmung des Auslandes, und die eingerissene sittliche Verwilderung barg sich hinter steifer Frmlichkeit. Nach Paris ahmen die Shne der Vornehmen, um feine Lebensart" zu lernen; aus Paris kameu die alamodischeu" Trachten ( 72,2). Die einfache deutsche Art erschien als altfrnkisch". Vergebens erhoben ernste Geistliche und Schriftsteller gegen den Franzosenteufel" ihre warnende
Stimme. .
Die Stnde, a) Der Adel, mit wichtigen Vorrechten (Befreiung von Abgaben, Hof- und Staatsmter) ausgestattet, wurde der herrschende Stand. Zwar waren seine Reihen durch den Krieg sehr gelichtet, aber am kaiserlichen Hofe war man gern bereit, fr Geld zu adeln. Viele waren wirtschaftlich und sittlich heruntergekommen; solche pflegten als Krippenreiter" (Schmarotzer) ihre besser gestellten Standesgenossen zu belstigen. Auch in den Stdten kaufte sich mancher, der etwas Vermgen gerettet oder erworben hatte, einen Adelsbrief und tat sich dann durch Verschwendung und Vornehmtuerei hervor.
d) Die Brger. Wie der Adel'gegen den Brgerstand, so schlssen sich in den Stdten die Gelehrten gegen die Ungelehrten ab, die Kaufleute gegen die Handwerker, die Znfte gegen drauen Stehende. Viele Znfte nahmen einen Fremden nur dann auf, wenn er die Tochter oder die Witwe eines Meisters heiratete. An die Stelle frherer religiser Gebruche waren leere Frmlichkeiten getreten (An-rede mit Gunst"). Eine vermehrte Anzahl von Beschftigungen galt als unehrlich" (z.b. die der Zllner, Gerichtsdiener, Nachtwchter, Musikanten). Sobald aber der ruhige Fortgang der Arbeit wieder die Freude am Dasein erhhte, tauchten auch die alten Lustbarkeiten wieder auf (Jahrmrkte, Tnze, Gelage). Der Handel erblhte zuerst in Hamburg wieder.
Die Frauen und Mdchen standen ganz im Banne des ala-modischen Geistes. Arm an Bildung, wandten sie ihren Sinn nur auf das Nchstliegende, nicht am wenigsten auf Putz (Schnpflsterchen) und Tand und lernten aus Lehrbchern der Hflichkeit Rede und Gegenrede. Wie der ganze Verkehr, verlief auch die Eheschlieung in genau vorgeschriebenen Formen, und wichtiger als srher wurde die vermittelnde Rolle des Freiwerbers.
e) Die Bauern. Die Unfreien, deren Verhltnis zur Gutsherr-schast durch den Krieg gelockert war, und denen die Flinte vertrauter
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Frankreichs Paris Paris Hamburg
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es vermge seiner ruhmvollen Geschichte, seiner entwickelten Heeresorganisation unter den deutschen Staaten zum Heile aller einnehmen mu."
(Wilhelm I., An Mein Volk.)
56) Whrend eines ganz unglaublich langweiligen Vortrages eines hoch-geschtzten Kollegen" schrieb er an seine Schwester: Ich habe nie gezweifelt, da sie alle mit Wasser kochen, aber eine solche nchterne, einfltige Wassersuppe, auf der auch nicht ein einziges Fettauge zu spren ist, berrascht mich. Schickt den Schulzen 3e. oder Herrn von $. aus dem Chausseehause her; wenn sie gewaschen und gekmmt sind, so will ich in der Diplomatie Staat mit ihnen machen."
57) Das Vertrauen ist allgemein .... Jeder so todesmutig, ruhig, folgsam, gesittet, mit leerem Magen, nassen Kleidern, nassem Lager, wenig Schlaf, ab-fallenden Stiefelsohlen, freundlich gegen alle, kein Plndern und Sengen, be-zahlen, was sie knnen, und essen verschimmeltes Brot. Es mu doch ein tiefer Grund von Gottesfurcht im gemeinen Mann bei uns sitzen, sonst knnte das alles nicht sein."
(Aus einem Briefe Bismarcks an seine Gemahlin.)
58) Telegramm des Knigs an seine Gemahlin: Welches Glck, dieser neue groe Sieg durch Fritz I Preise nur Gott fr seine Gnade! Gewann einige 30 Geschtze, 2 Adler, 6 Mitrailleusen, 4000 Gefangene.
Mac Mahon war verstrkt aus der Hauptarmee. Es soll Viktoria geschossen werden.
Wilhelm."
59) Napoleon an Wilhelm:
Monsieur mon frere!
N'ayant pas pu mourir au milieu de mes troupes, il ne me reste qu' remettre mon epee aux mains de Votre Majeste.
Je suis de Votre Majeste le von frere
Sedan, le 1er septembre 1870. Napoleon.
60) Anfang und Schlu der Proklamation: An das deutsche Volk."
Wir Wilhelm,
von Gottes Gnaden König von Preußen,
nachdem die deutschen Fürsten und freien Städte den einmtigen Ruf au Uns ge-richtet haben, mit Herstellung des Deutschen Reiches die seit mehr denn 60 Jahren ruhende deutsche Kaiserwrde zu erneuern und zu bernehmen, und nachdem in der Verfassung des Deutschen Bundes die entsprechenden Bestimmungen vorgesehen sind, bekunden hiermit, da wir es als eine Pflicht gegen das gemeinsame Vater-land betrachtet haben, diesem Rufe der verbndeten deutschen Fürsten und Städte Folge zu leisten und die deutsche Kaiserwrde anzunehmen.
.....Uns aber und Unseren Nachfolgern an der Kaiserkrone wolle Gott
verleihen, allzeit Mehrer des Deutschen Reiches zu sein nicht an kriegerischen Er-oberuugeu, sondern an den Gtern und Gaben des Friedens, auf dem Gebiete nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung.
Gegeben Hauptquartier Versailles, den 18. Januar 1871. Wilhelm.
61) Bismarck im Reichstage, Febr. 1888: .....Wenn ich sage, wir
mssen dauernd bestrebt sein, allen Eventualitten gewachsen zu sein, so erhebe ich
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73. Zustnde in Deutschland nach dem Dreiigjhrigen Kriege.
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nationale Fragen. Dazu kam eine lcherliche Rang- und Titelsucht und eine frher nicht gekannte Kriecherei auf.
2. Gesellschaftliches Leben. Der Vergleich der zerrtteten heimischen Zustnde mit denen der Nachbarlnder, besonders Frankreichs, fhrte zur Nachahmung des Auslandes, und die eingerissene sitt-liche Verwilderung barg sich hinter steifer Frmlichkeit. Nach Paris gingen die Shne der Vornehmen, um feine Lebensart" zu lernen; aus Paris kameu die alamodischen" Trachten (72,2). Die einfache deutsche Art erschien als altfrnkisch". Vergebens erhoben ernste Geistliche und Schriftsteller gegen den Franzosenteufel" ihre warnende Stimme.
Die Stnde, a) Der Adel, mit wichtigen Vorrechten (Befreiung von Abgaben, Hof- und Staatsmter) ausgestattet, wurde der herrschende Stand. Zwar waren seine Reihen durch den Krieg sehr gelichtet, aber am kaiserlichen Hofe war man gern bereit, fr Geld zu adeln. Viele waren wirtschaftlich und sittlich heruntergekommen; solche pflegten als Krippenreiter" (Schmarotzer) ihre besser gestellten Standesgenossen zu belstigen. Auch in den Stdten kaufte sich mancher, der etwas Vermgen gerettet oder erworben hatte, einen Adelsbrief und tat sich dann durch Verschwendung und Vornehmtuerei hervor.
b) Die Brger. Wie der Adel gegeu den Brgerstand, so schlssen sich in den Stdten die Gelehrten gegen die Ungelehrten ab, die Kaufleute gegeu die Handwerker, die Znfte gegen draueu Stehende. Viele Znfte nahmen einen Fremden nur dann auf, wenn er die Tochter oder die Witwe eines Meisters heiratete. An die Stelle frherer religiser Gebruche waren leere Frmlichkeiten getreten (An-rede mit Gunst"). Eine vermehrte Anzahl von Beschftigungen galt als unehrlich" (z.b. die der Zllner, Gerichtsdiener, Nachtwchter, Musikanten). Sobald aber der ruhige Fortgang der Arbeit wieder die Freude am Daseiu erhhte, tauchten auch die alten Lustbarkeiteu wieder auf (Jahrmrkte, Tnze, Gelage). Der Handel erblhte zuerst in Hamburg wieder.
Die Frauen und Mdchen standen ganz im Banne des ala-modischen Geistes. Arm an Bildung, wandten sie ihren Sinn nur auf das Nchstliegende, nicht am wenigsten auf Putz (Schupflsterchen) und Tand und lernten aus Lehrbchern der Hflichkeit Rede und Gegenrede. Wie der ganze Verkehr, verlief auch die Eheschlieung in genau vorgeschriebeneu Formen, und wichtiger als frher wurde die vermittelnde Rolle des Freiwerbers.
c) Die Bauern. Die Unfreien, deren Verhltnis zur Gutsherr-schast durch deu Krieg gelockert war, und denen die Flinte vertrauter
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Quellenstze.
42) Aus Briefen der Elisabeth Charlotte:*) Ich halte es fr ein groß Lob, wenn man sagt, da ich ein deutsch Herz habe und mein Vaterland liebe. Knnte ich mit Ehren nach Deutschland, wrdet ihr mich bald sehen. Deutschland war mir lieber, und ich fand es nach meinem Sinn viel angenehmer, wie es weniger Pracht und mehr Aufrichtigkeit hat .... Ich hre als recht gern, wie es in Deutschland zugeht, bin wie die alten Kutscher oder Fuhrleute, die noch gern die Peitsch klacken hren, wenn sie nicht mehr fahren knnen .... Es ist nun 34 Jahr, da ich in Frankreich bin, und habe mich noch nicht an das Essen hier im Laude gewhnen knnen, esse mein Leben kein Ragout, kann weder Tee, Kaffee noch Schokolade vertragen, kann nicht begreifen, wie man es gern trinkt .... Wie gern wollte ich den Pfannkuchen von Eurer Kammermagd essen! Das sollte mir besser schmecken als alles, was meine Kche machen .... Ich esse das ganze Jahr zu Mittag mutterallein, eile mich soviel mglich, denn es ist verdrielich, allein zu essen und zwanzig Kerls um sich zu haben, so einem ins Maul sehen und alle Bissen zhlen; esse deshalb in weniger als einer halben Stunde; nachts esse ich mit dem König, da sind wir fnf oder sechs an Tafel, jedes it vor sich weg wie in einem Kloster, ohne ein Wort zu sagen, als ein paar Worte heimlich an seinen Nachbar."
43) Es scheint jetzt, da bei uns der Mischmasch abscheulich berhand-genommen, also da der Prediger auf der Kanzel, der Sachwalter auf der Kanzlei, der Brgersmann im Schreiben und Reden mit erbrmlichem Franzsisch sein Deutsch verdirbt. Mithin es fast das Ansehen gewinnen will, wenn man so fort-fhrt und nichts dagegen tut, es werde das Deutsche in Deutschland selbst nicht weniger verloren gehen, als das Angelschsische in England. Gleichwohl wre es ewig schade und Schande, wenn unsere Haupt- und Heldensprache dergestalt durch unsere Fahrlssigkeit zu Grunde gehen sollte, was fast nichts Gutes ahnen liee, weil die Annehmung einer fremden Sprache gemeiniglich den Verlust der Freiheit und ein fremdes Joch mit sich fhrt." (Leibniz.) **)
*) Nach W. Mller. Historische Frauen, S. 217 ff.
**) 43. 54 nach A. Richter, Quellenbuch.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
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Quellens tze.
es vermge seiner ruhmvollen Geschichte, seiner entwickelten Heeresorganisation unter den deutschen Staaten zum Heile aller einnehmen mu."
(Wilhelm I., Au Mein Volk.)
56) Whrend eines ganz unglaublich langweiligen Vortrages eines hoch-geschtzten Kollegen" schrieb er an seine Schwester: Ich habe nie gezweifelt, da sie alle mit Wasser kochen, aber eine solche nchterne, einfltige Wassersuppe, auf der auch nicht ein einziges Fettauge zu spren ist, berrascht mich. Schickt den Schulzen $. oder Herrn von $. aus dem Chansseehause her; wenn sie gewaschen und gekmmt sind, so will ich in der Diplomatie Staat mit ihnen machen."
57) Das Vertrauen ist allgemein .... Jeder so todesmutig, ruhig, folgsam, gesittet, mit leerem Magen, nassen Kleidern, nassem Lager, wenig Schlaf, ab-fallenden Stiefelsohlen, freundlich gegen alle, kein Plndern und Sengen, be-zahlen, was sie knnen, und essen verschimmeltes Brot. Es mu doch ein tiefer Grund von Gottesfurcht im gemeinen Mann bei uns sitzen, sonst knnte das alles nicht sein."
(Aus einem Briefe Bismarcks an seine Gemahlin.)
58) Telegramm des Knigs an seine Gemahlin: Welches Glck, dieser neue groe Sieg durch Fritz! Preise nur Gott fr feine Gnade! Gewann einige 30 Geschtze, 2 Adler, 6 Mitraillensen, 4000 Gefangene.
Mac Mahon war verstrkt aus der Hauptarmee. Es soll Viktoria geschossen werden.
Wilhelm."
59) Napoleon an Wilhelm:
Monsieur mon frere!
N'ayant pas pu mourir au milieu de mes troupes, il ne me reste qu' remettre mon epee aux mains de Votre Hajes te.
Je suis de Votre Majeste le von frere
Sedan, le 1er septembre 1870. Napoleon.
60) Anfang und Schlu der Proklamation: An das deutsche Volk."
Wir Wilhelm,
von Gottes Gnaden König von Preußen,
nachdem die deutschen Fürsten und freien Städte den einmtigen Ruf an Uns ge-richtet haben, mit Herstellung des Deutschen Reiches die feit mehr denn 60 Jahren ruhende deutsche Kaiserwrde zu erneuern und zu bernehmen, und nachdem in der Verfassung des Deutschen Bundes die entsprechenden Bestimmungen vorgesehen sind, bekunden hiermit, da wir es als eine Pflicht gegen das gemeinsame Vater-land betrachtet haben, diesem Rufe der verbndeten dentfck)en Fürsten und Städte Folge zu leisten und die deutsche Kaiserwrde anzunehmen.
.....Uns aber und Unseren Nachfolgern an der Kaiserkrone wolle Gott
verleihen, allzeit Mehrer des Deutschen Reiches zu sein nicht an kriegerischen Er-oerungen, sondern an den Gtern und Gaben des Friedens, auf dem Gebiete nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung.
Gegeben Hauptquartier Versailles, den 18. Januar 1871. Wilhelm.
61) Bismarck im Reichstage, Febr. 1888: .....Wenn ich sage, wir
mssen dauernd bestrebt sein, allen Eventualitten gewachsen zu sein, so erhebe ich
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch]]
TM Hauptwörter (200): [T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T35: [König Bismarck Wilhelm Kaiser General Minister Stein Berlin Graf Moltke], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm_I. Wilhelm_I. Wilhelm Napoleon Wilhelm Napoleon Wilhelm Gottes_Gnaden_König Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Mahon Viktoria Sedan Versailles